Legal Tech – Nutzung moderner Technologie in der juristischen Arbeit
Dass der Einsatz von Legal Tech Vorteile für die eigene Arbeit in Kanzlei, Notariat, Verwaltung oder Justiz bringt, ist mittlerweile unumstritten. Doch viele Juristinnen und Juristen scheuen davor zurück, sich mit den technischen Hintergründen auseinander zu setzen oder einen Blick auf die Entwicklungen in anderen Ländern zu werfen. Hier setzt die neue Zeitschrift LTZ an, deren erste Ausgabe im März 2022 erscheinen wird. Wir hatten Gelegenheit zu einem Gespräch mit den Herausgebern.
Legal Tech und Digitalisierung sind in aller Munde, verschiedene Fachzeitschriften widmen sich bereits dem Thema. Was unterscheidet die LTZ von anderen Legal Tech-Publikationen?
Herausgeber: In der Tat gibt es schon einige Fachzeitschriften, die sich generell mit dem Recht der Digitalisierung befassen. Unser Fokus liegt ganz klar auf der Digitalisierung des Rechts, also Legal Tech. Darunter verstehen wir die Nutzung von moderner Technologie in der juristischen Arbeit, sei es in der Kanzlei, im Unternehmen, der Justiz, der Verwaltung oder auch im Start-Up-Bereich. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem Legal Tech-Verband Deutschland und der Robotics & AI Law Society (RAILS) möchten wir insbesondere die rechtlichen Herausforderungen dieser jungen Branche mit einer modernen Fachzeitschrift beleuchten. Wir freuen uns sehr, dass wir dafür einige der renommiertesten Vertreter*innen des Legal Tech-Marktes in Deutschland gewinnen konnten.
Viele Berufsträgerinnen und Berufsträger aus Anwaltschaft, Justiziariaten und Notariaten denken, dass es sich bei Legal Tech um Zukunftsmusik handelt, man sich damit nicht auskennen muss.
Herausgeber: Wir alle wissen, dass das Internet schon längst kein “Neuland” mehr ist, wie Bundeskanzlerin Merkel einmal sagte - und das gilt auch und gerade für Legal Tech. Dass seit dem 1. Januar für jeden Anwalt und jede Anwältin die Nutzung von beA verpflichtend ist, ist nur ein kleiner Ausschnitt davon. Beachtenswert sind darüber hinaus immer stärker werdende Bemühungen der Justiz, sich technischer Hilfsmittel zu bedienen und Kanzleien, die mittlerweile vollkommen digital (und teilweise automatisiert) arbeiten und von Zeit zu Zeit sogar ihre eigens entwickelten Softwareprogramme am Markt anbieten. Nicht zuletzt werden auch Notariat und Grundbuch in Zukunft von Legal Tech geprägt sein. »Das Grundbuch auf der Blockchain ist in anderen Ländern schon Realität.« Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, am Puls der Zeit zu sein - und genau dafür steht Legal Tech.
Einerseits eine Praxiszeitschrift, andererseits Länderberichte zu Lösungen, die andernorts schon angewendet werden. Also doch für den deutschen Rechtsmarkt Zukunftsmusik?
Herausgeber: Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich stets. Estland wird häufig als Paradebeispiel für die Digitalisierung von Gesellschaft, Verwaltung und Justiz genannt. Hier können wir sicher viel lernen, um unsere eigenen Strukturen zu verbessern und so nicht nur der Dinge zu harren, die da kommen, sondern sie aktiv mitzugestalten. Genau das möchten wir mit der Zeitschrift erreichen.
Ist das aber nicht viel zu technisch? Werden nicht gerade Juristinnen und Juristen, die bereits mit hoch komplexen rechtlichen Fachfragen zu immer stärkerer Spezialisierung gezwungen sind, von Legal Tech überfordert?
Herausgeber: Ohne Frage stellen die aktuellen, sehr schnell fortschreitenden Entwicklungen in der KI und hier insbesondere im Bereich Neuronaler Netze (Stichwort “Deep Learning”) selbst für erfahrene Expert*innen eine Herausforderung dar, wenn man die vielen neuen Methoden bis ins letzte Detail verstehen will. In dieser Zeitschrift geht es aber darum, diese neuen Technologien AnwenderInnen im Kontext von Legal Tech Anwendungen vorzustellen. Hierbei sollen insbesondere die Vor- und Nachteile der oft durch Buzzwords verschleierten Konzepte allgemeinverständlich eingeführt und diskutiert werden. Letztendlich sollen diese Technologien bei der Bearbeitung komplexer rechtlicher Fragestellungen unterstützend helfen und so einen Wettbewerbsvorteil auf einer qualitativ hochwertigen Ebene bieten. Ein gutes Verständnis der Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten lohnt sich also!