Mitarbeiterführung Buch-Tipp: Führerschein für Führungskräfte
von Dr. Reinhold Haller, Managementtrainer und Coach im Bereich Personalführung und Kommunikation
Ein Mitarbeiterführung-Buch: (Warum) braucht es das?
Bedingt durch flache Hierarchien, durch die flächendeckende Umstellung auf Projektarbeit und neuerdings auch durch hybride Arbeitsformen in der Post-Corona-Ära versehen fast 10 Prozent aller Beschäftigten im Grunde eine Führungsaufgabe. Viele wachsen in eine solche Aufgabe im Wege des „Bewährungsaufstiegs“ hinein, ohne wirklich systematisch darauf vorbereitet zu sein oder gar eine systematische Ausbildung genossen zu haben. Zugleich stehen Unternehmen und Organisationen aller Größen und Branchen heute in einem zunehmenden Wettbewerb um knappes und zugleich anspruchsvoller werdendes Personal, sodass man es sich schlicht nicht leisten kann, gute und motivierte Beschäftigte durch ungeschickte, ineffiziente oder gar demotivierende Führungskräfte zu verlieren. In vielen Fällen reicht das Erfahrungswissen der „kollegialen Chefs“ für die tägliche Führungsarbeit, doch angesichts der zunehmenden Komplexität der Aufgaben, aber auch wegen Zeit- und Kostendruck, der auch unangenehme Entscheidungen erfordert, kommen viele schnell mit Ihrem Latein ans Ende!
Fachliche Qualifikationen nicht immer ausreichend
Dabei verfügen diese Führungskräfte in der Regel über eine bemerkenswerte, in Breite und Tiefe fundierte, mehrjährige fachliche Ausbildung, das „Handwerk“ der Personal- oder besser Menschenführung haben sie jedoch meist nur nebenbei erlernt. Die Führungsqualifikation scheint sich stattdessen offenkundig häufig noch vor allem aus der fachlichen Qualifikation der Vorgesetzten abzuleiten: In der öffentlichen Verwaltung etwa ist die Übernahme von Führungsverantwortung für Fachkräfte mit dem zweiten juristischen Staatsexamen annähernd selbstverständlich. Gleiches gilt für ExpertInnen in der chemischen Industrie nach der Erlangung eines naturwissenschaftlichen Doktorgrades. Ähnlich verhält es sich bei diplomierten IngenieurInnen in der Produktion, diplomierten BetriebswirtInnen im kaufmännischen Bereich, bei ÄrztInnen im medizinischen Umfeld sowie bei anderen Funktionen in weiteren Arbeitsbereichen. Eine solide Berufsausbildung oder ein Studium, gerade auch in den für die deutsche Wirtschaft so bedeutenden MINT-Branchen, sind somit – gemessen an sozialen Kompetenzen, organisatorischen Fähigkeiten oder an der Befähigung zur Menschenführung – zwar eine notwendige, aber nur in seltenen Fällen eine hinreichende Voraussetzung für die Übernahme einer Führungsaufgabe.
Schaden durch planloses Agieren
Dahinter steht aus Unternehmenssicht eine meist opportunistische, mitunter auch weltferne, gleichwohl aber recht verbreitete Praxis in der Arbeitswelt. Das Learning-by-doing im Hinblick auf die notwendigen Führungskompetenzen wird, auch angesichts der eingangs geschilderten Entwicklungen, immer häufiger zum handfesten Problem, das zumeist erst angegangen wird, wenn man im Personalbereich bereits tief in Schwierigkeiten steckt.
Qualifizierung durch Führerschein für Führungskräfte
Diesen Mangel vor Augen hat der frühere Personalvorstand der Allianz-Versicherung, Rainer H. Thierfelder, bereits vor rund 40 Jahren einen Führerschein für Führungskräfte gefordert. Schließlich werden wir ja auch nicht als Autofahrer geboren, können aber das nötige Wissen schnell und umfassend im Rahmen einer Führerscheinprüfung sowie der vorangehenden theoretischen und praktischen Vorbereitungskurse erwerben. Eine brillante und vergleichsweise einfach umzusetzende Grundidee, dennoch sind die meisten Organisationen und Unternehmen noch weit davon entfernt, ihren (angehenden) Führungskräften eine solche Qualifizierung routinemäßig im Rahmen betrieblicher Weiterbildungsmaßnahmen anbieten zu können.
Individuelle Weiterbildung fördert die Zufriedenheit aller
Dabei ließe sich ein solches, gezielt auf die betrieblichen Bedürfnisse zugeschnittenes Qualifizierungsangebot einfach bewerkstelligen: Getreu dem Motto "So viel Theorie wie nötig, so viel Praxis wie möglich" ließe sich ein Kanon von zentralen Werkzeugen und Inhalten zusammenstellen. Je nach Einsatzbereich und Erfahrungshintergrund könnten dann modular die strategisch-theoretischen und operative-praktischen Führungskompetenzen erlernt, aufgefrischt oder sogar optimiert werden. Diese individuelle Weiterbildung, die inzwischen wohl digital über Blended-Learning-Tools ablaufen dürfte, könnte durch zusätzliche Trainingsangebote für jüngere oder solche Führungskräfte flankiert werden, die erstmalig vom Kollegen zum Chef befördert werden. Auch ein Erfahrungsaustausch zwischen altgedienten und neuen Führungskräften könnte helfen, den Einstieg in das neue verantwortungsvolle Aufgabengebiet zu erleichtern und den „Manager-Führerschein“ im Praxistest erfolgreich zu bestehen. Als besonderer Anreiz winkt den Teilnehmenden schneller Führungserfolg, wenn etwa die Motivation und Zufriedenheit der geführten Kolleginnen und Kollegen sich verbessert. Statt planlosem Agieren im Alltag gilt es, den Fokus auf die Motivation, Zufriedenheit, Gesundheit und damit eine angemessene Work-Life-Balance der zu führenden Beschäftigten zu richten – ohne systematische Anleitung, die auch zum betrieblichen Kontext passt, ist das allerdings kaum zu schaffen.
Bessere Mitarbeiterführung: Buch-Tipp
Das Buch "Führerschein für Führungskräfte" unterstützt durch die Darstellung bewährter Methoden und Instrumente Führungskräfte bei der Ausübung ihres verantwortungsvollen Führungsjobs. Das in diesem Mitarbeiterführung-Buch dargebotene Wissen soll somit zu einem (virtuellen) "Führerschein für Führungskräfte" verhelfen.
Haller
Handbuch Führerschein für Führungskräfte
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Wissen und Werkzeuge erlernen, auffrischen, optimieren
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Stand: Juli 2023