Körpersprache: Mimik, Gestik, Haltung - 3 häufige Fehler, die Juristen vermeiden sollten

Juristen lieben Sprache, sie lieben Schriftsätze und konkrete Formulierungen. Eine Sprache, die bei vielen Juristen wahrscheinlich weniger im Fokus steht, ist die des Körpers. Zu Unrecht, sagt Caroline Krüll.

Sie ist Expertin für Selbstmarketing und coacht seit fast 20 Jahren Führungskräfte. Im März 2019 ist die zweite Auflage ihres Beck kompakt Ratgebers „Körpersprache“ erschienen.

Für sie steht fest: Menschen, die ihre Körpersprache beherrschen, sind beruflich wie privat erfolgreicher. Im Interview erklärt Caroline Krüll unter anderem, welche Gesten insbesondere Juristen noch üben müssen.

 

Haben Sie durch Ihre Coaching-Tätigkeit Fehler bemerkt, die speziell bei Anwälten oder Richtern zu beobachten sind?

Caroline Krüll: Manchmal legen sich Juristen – und ich habe viele in meinem Freundeskreis –  inhaltlich nicht so gerne fest. Das spiegelt sich dann auch in ihrer Körpersprache wieder. Es werden weiche Gesten gemacht anstatt Gesten, die mit dem Wort auf den Punkt kommen.

 

Was wäre denn eine Geste, mit der man auf den Punkt kommt?

Krüll: Eine Geste, die Präzision zeigt, ist das Zusammenlegen von Zeigefinger, Mittelfinger und Daumen. Eine Geste, die auf den Punkt kommt, ist eine Bewegung der Hand von oben nach unten – wie ein Hacken. Das machen Politiker sehr oft.

 

Und was ist eine weiche Geste, die widerspiegelt, dass man sich inhaltlich ungern festlegen will?

Krüll: Weiche Gesten sind Gesten, die hin und her gehen – wie zum Beispiel das Bewegen der Hand von rechts nach links mit dem Daumen oben.

 

Bei phoenix analysierten Sie im vergangenen Jahr die Körpersprache von Spitzenpolitikern. Was sind bei dieser Berufsgruppe häufige Fehler bei Mimik, Gestik und Haltung, vor denen sich auch Juristen in Acht nehmen müssen? 

Krüll: Fehler Nummer eins: Menschen konzentrieren sich zu sehr auf das gesprochene Wort und auf den Inhalt. Sie bemerken nicht die verräterischen Gesten mit den Händen oder die Haltung der Füße. Eine verräterische Geste für Überheblichkeit ist es zum Beispiel, wenn der Kopf etwas zu hoch ist und man quasi ein bisschen von oben nach unten schaut. Fehler Nummer zwei: Viele Menschen sind im Gespräch in Gedanken schon oft ganz woanders und denken, das bemerkt das Gegenüber nicht. Stimmt nicht. Mangelnde Präsenz – innen wie außen – wird gecheckt.

 

Was ist mit verschränkten Armen?

Krüll: Genau, da sind wir schon bei Fehler Nummer drei. Verschränkte Arme bedeuten nicht mehr Verschlossenheit und Ablehnung, das ist altes Körpersprachewissen. Sie bedeuten heutzutage einfach nur Passivität, wenn das Gesicht dabei freundlich ist. Menschen machen das oft aus Gemütlichkeit, wenn sie zum Beispiel zuhören, also nicht aktiv sind. Dennoch wird es noch zwei Generationen dauern, bis es alle wissen. Und weil das so ist, bitte lassen!

 

Wie bemerke ich eigentlich, dass ich nicht überzeugend auftrete? Meine Gesprächspartner werden mir meine Körpersprachendefizite wahrscheinlich nicht unbedingt unter die Nase reiben. Was also tun?

Krüll: Natürlich sagt mein Gegenüber mir nicht, dass ich unvorteilhaft auftrete. Da muss ein kompetenter Coach mit einem Auftrittscheck ran. Aber ein Anwalt bemerkt durchaus, dass er nicht markant aufgetreten ist, wenn ein Mandant zu einem Erstgespräch kommt und ihn dann später nicht bucht. Fatal. Die Mandanten erwarten einen selbstsicheren Juristen mit Fachexpertise und Eloquenz in der Rhetorik, damit sie vor Gericht gewinnen. Wenn ich also nicht in meiner 100-prozentigen Körpersprache authentisch, selbstsicher und stark herüberkomme, werde ich nicht besonders ernst genommen.

 

Gehen wir noch mal kurz auf Situationen vor Gericht ein. Wenn die Körpersprache so viel über uns verrät, kann ich dann den Spieß auch umdrehen – und Zeugen durchschauen? Bemerken, wenn jemand lügt?

Krüll: Es ist doch ganz einfach: Wenn das Thema Lügen wirklich so leicht zu durchschauen wäre, säßen alle Übeltäter im Knast und wir hätten Ruhe. Haben wir aber nicht. Trotzdem sollte ein Jurist wacher werden, wenn ein Zeuge plötzlich im Satz seine Körpersprache verändert, die dann gar nicht mehr zum gesprochenen Wort passt. Oder wenn sich ein Zeuge nach der Aussage die Unterlippe leckt: dann möchte er eigentlich noch etwas sagen, tut es aber nicht. Vorsicht aber beim Blick nach unten: Das ist nicht unbedingt eine Lüge, sondern der Befragte geht mit sich in den inneren Dialog und „spricht“ mit sich selbst.

Vielen Dank für das Gespräch.

Buch-Tipps

Ausführliche Informationen dazu, wie Sie Ihre eigene Körpersprache beeinflussen und damit Ihre Wirkung deutlich verbessern, erhalten Sie u.a. im Werk „Körpersprache – Das Trainingsbuch“ von Dr. Christian Schmid-Egger und Caroline Krüll oder im Werk „Köpersprache. Wahrnehmen, erkennen, deuten“ von denselben Autoren.

 

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