Literaturempfehlungen für die Bauherrengemeinschaft
Eine Bauherrengemeinschaft oder Baugemeinschaft zu gründen, erfordert umfassendes Wissen über rechtliche, organisatorische und bautechnische Aspekt. Dabei können Sie vor einer Vielzahl von Herausforderungen stehen. Die passende Fachliteratur hilft Ihnen dabei, Antworten auf juristische und praktische Fragestellungen zu finden und Ihr Bauprojekt erfolgreich zu realisieren.
Auf dieser Seite haben wir für Sie eine Auswahl an Büchern zusammengestellt, die sich gezielt mit den Besonderheiten von Bauherrengemeinschaften befassen. Ob Sie sich über das rechtliche Fundament, Vertragsgestaltung oder die praktische Abwicklung informieren möchten – hier finden Sie die passende Unterstützung.
Baugemeinschaft: Bücher und Literaturempfehlungen
Das »Rechtshandbuch Baugemeinschaften« von Zahn bietet Ihnen fundierte Grundlagen für die Bildung und Abwicklung einer Baugemeinschaft. Von der rechtlichen Struktur über den Abschluss von Verträgen bis hin zu Haftungsfragen liefert dieses Werk praxisorientierte Antworten auf die häufigsten Herausforderungen. Besonders hilfreich sind die umfassenden Darstellungen der Rechte und Pflichten der Baubetreuung sowie der vertraglichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Baugemeinschaft.
Dieses Buch richtet sich an Baujuristinnen und Baujuristen, Architektinnen und Architekten sowie Bauherrinnen und Bauherren, die auf der Suche nach einem praxisnahen Leitfaden sind.
Unsere Empfehlung: Ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle, die eine Baugemeinschaft gründen oder begleiten möchten.
Zwei Formen der Bauherrengemeinschaft
Baugemeinschaften können in zwei Hauptformen organisiert werden, die jeweils unterschiedliche Ansätze und Anforderungen mit sich bringen: die freie Baugemeinschaft und die gesteuerte Baugemeinschaft.
In beiden Fällen wird die rechtliche Grundlage meist durch die Gründung einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) geschaffen. Dadurch werden Rechte und Pflichten aller Beteiligten klar geregelt und vertraglich festgelegt.
Freie Baugemeinschaft
Diese Form erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative und Fachwissen, da die Mitglieder sämtliche Aufgaben selbst übernehmen. Dazu gehören die Planung, Gespräche mit Architekten, das Einholen von Angeboten und Genehmigungen, die Vergabe von Bauaufträgen sowie die Überwachung der Baufortschritte. Auch die finanziellen und rechtlichen Aspekte müssen von der Gruppe organisiert werden. Aufgrund der Komplexität ist es ratsam, zusätzlich professionelle Unterstützung in Bereichen wie Architektur, Recht und Finanzen hinzuzuziehen. Diese Form bietet maximale Flexibilität und Selbstbestimmung, verlangt jedoch erhebliche zeitliche und fachliche Ressourcen.
Gesteuerte Baugemeinschaft
Hier basieren die Projekte auf bereits ausgearbeiteten Konzepten, die von spezialisierten Architekten oder Bauunternehmen erstellt wurden. Die Mitglieder entscheiden sich für ein vorgegebenes Konzept und profitieren von einer deutlich geringeren Arbeitsbelastung, da die Organisation und Koordination vom Anbieter übernommen werden. Dieser Komfort geht jedoch zulasten der Flexibilität und verursacht höhere Kosten.
Die Wahl zwischen diesen beiden Formen hängt von der verfügbaren Zeit, den eigenen Kenntnissen und der gewünschten Kontrolle über das Projekt ab.
Vier Phasen der Baugemeinschaft
Der Prozess einer Baugemeinschaft gliedert sich in vier aufeinanderfolgende Phasen, die den Weg von der ersten Idee bis zur Eigentümergemeinschaft strukturieren:
Phase 1: Interessengemeinschaft
Zu Beginn schließen sich die Bauwilligen in einer Interessengemeinschaft zusammen, um ihre Vorstellungen und Ziele zu besprechen. Dabei werden grundlegende Eckpunkte definiert und vertraglich festgehalten. In dieser Phase bleibt ein Austritt aus der Gruppe noch ohne rechtliche oder finanzielle Konsequenzen.
Phase 2: Planungsgemeinschaft
Nach der notariellen Beglaubigung des Vertrags formiert sich die Gruppe zur Planungsgemeinschaft. In diesem Schritt wird nach einem geeigneten Grundstück, einem Architekten und den Bauunternehmen gesucht. Zudem erfolgt die Zuteilung der zukünftigen Wohneinheiten.
Phase 3: Baugemeinschaft
Sobald das Grundstück erworben wurde, beginnt die eigentliche Bauphase. Die Baugemeinschaft trägt gemeinsam die finanziellen Risiken und koordiniert den Bauprozess vom Spatenstich bis zur Abnahme. Sämtliche Verträge sind zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen und notariell beurkundet. Ein Austritt ist jetzt nur noch gegen eine entsprechende finanzielle Ausgleichszahlung möglich.
Phase 4: Eigentümergemeinschaft
Nach Fertigstellung des Bauvorhabens geht die Baugemeinschaft in eine Eigentümergemeinschaft über. Damit wird die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) aufgelöst. In Fällen von Genossenschaften oder Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) bleibt die ursprüngliche Rechtsform bestehen.
Vorteile einer Bauherrengemeinschaft
- Kostenersparnis: Die Baukosten können im Vergleich zu anderen Bauformen um bis zu 25 % niedriger ausfallen, da keine Vermarktungskosten anfallen, die Gewinnspanne des Bauträgers entfällt und Kosten für Architekten, Bauunternehmen sowie Erschließung geteilt werden.
- Steuerliche Vorteile: Grunderwerbsteuer und Notargebühren beziehen sich in der Regel nur auf die Grundstückskosten, nicht auf den Gesamtwert von Immobilie und Grundstück.
- Nachhaltigkeit: Gemeinschaftliche Bauprojekte benötigen weniger Fläche als freistehende Häuser, und gemeinschaftlich genutzte Räume reduzieren die Kosten pro Wohneinheit.
- Individualität: Mitglieder gestalten ihre Wohneinheiten nach eigenen Bedürfnissen.
- Gemeinschaftsgefühl: Durch die enge Zusammenarbeit entsteht oft eine gute Nachbarschaft und ein starkes Wir-Gefühl.
Nachteile einer Bauherrengemeinschaft
- Finanzielles Risiko: Jedes Mitglied trägt die Kosten und Risiken selbst, da kein Bauträger als Absicherung fungiert.
- Ungewisse Kosten: Die endgültigen Gesamtkosten sind erst im Laufe des Projekts klar, was die Planung erschwert.
- Hoher Abstimmungsaufwand: Die Vielzahl an Beteiligten mit individuellen Wünschen erfordert viel Zeit und Geduld, wodurch das Projekt in der Regel mehrere Jahre bis zur Fertigstellung benötigt.