Promotion Jura: praktische Tipps zu Beginn einer juristischen Dissertation

Von Dr. Daria Bayer & Dr. Jan-Robert Schmidt 

 

Im juristischen Studium sind Momente der eigenständigen Themenfindung und -bearbeitung selten.

Die juristische Promotion stellt daher für viele Studierende der Rechtswissenschaften zunächst eine große Unbekannte dar. Gerade zu Beginn stellen sich daher viele Fragen: (Wieso) soll ich promovieren, wie finde ich ein Thema, wie finanziere ich eine Promotion?

Das Erscheinen unseres Ratgebers  nehmen wir zum Anlass, in diesem Beitrag ein kurzes Schlaglicht auf diese Fragen werfen und hoffen damit ein wenig die Angst vor dem Anfang einer juristischen Promotion zu nehmen.

Warum Promovieren in Jura?

Die wichtigste Frage, die sich angehende Promovierende unserer Meinung nach zunächst stellen sollten, ist die nach der eigenen Motivation für das Abfassen einer juristischen Dissertation. Warum möchte ich eigentlich promovieren (s. hierzu auch: Bayer/Schmidt, Beckscher Referendariatsführer 2023/2024 S. 60 – 63) Die Antwort auf diese Frage ist individuell und vielgestaltig: Sie kann von dem reinen Wunsch, einen Titel zu führen über dem Bedürfnis nach einer Orientierungsphase zwischen Studium und Berufseinstieg bis hin zu dem genuinen Interesse an einem bestimmten rechtlichen Themenfeld reichen. Eure Motivation vorab zu identifizieren ist deshalb so wichtig, weil sie euch zum einen bestenfalls durch den gesamten Verlauf der juristischen Promotion trägt, zum anderen kann die Identifikation eurer Hauptmotivation dazu beitragen, schon vor Beginn der eigentlichen Arbeit an der Dissertation wichtige Entscheidungen zu treffen: Wer um des Titels willen promoviert, wird bspw. mit einem Thema, das langwierige Grundlagenforschung nötig macht, wahrscheinlich nicht glücklich werden. Umgekehrt wird eine rein dogmatische Arbeit für eine Person, die sich nach der Examensmonotonie Zeit wünscht, um über den juristischen Tellerrand zu schauen, eher nicht erfüllend sein. Wenn ihr also wisst, was euch antreibt, könnt ihr die zu euch passende Form der Promotion finden. 

 

Dissertation Jura: Worauf lasse ich mich ein und wie lange dauert die juristische Promotion?

Neben der Frage, wieso ihr überhaupt promovieren wollt, solltet ihr euch auch darüber bewusst werden, was promovieren in der Realität bedeutet. Es geistert an so gut wie jeder rechtswissenschaftlichen Fakultät dieses Landes der Mythos von der einen Person, die in nur vier bis sechs Monaten zu einem Titel gekommen ist, herum. Wie immer bei Mythen werden dabei viele Dinge ausgeblendet und beschönigt. Vielleicht gibt es diese eine Person tatsächlich (wir kennen sie aber nicht). Die überwiegende Erfahrung zeigt aber: Jede Promotion dauert. Wie lange hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren ab, die ihr teilweise nicht beeinflussen können werdet. Selbst wenn ihr es schaffen solltet, innerhalb von 6 Monaten eine Idee zu einem abgabefertigen Manuskript zu bringen (was nebenbei bemerkt nur den allerwenigsten gelingt. So gaben in der im Zuge der Erstellung unseres Promotionsratgebers durchgeführten Umfrage bei über 600 ehemaligen Promovierenden lediglich 15% an, dass sie von Themenfindung bis zur Endabgabe unter einem Jahr gebraucht hätten), so muss dieses anschließend noch korrigiert werden. Zweimal. Darauf folgt entweder die Disputation oder das Rigorosum und dann die Verlagssuche. Hierfür muss das Manuskript gegebenenfalls noch einmal überarbeitet werden. Dieser gesamte Prozess, der erst nach dem Abschluss des eigentlichen Schreibens der Arbeit erfolgt, kann selbst Monate bis sogar Jahre dauern und wird eure Aufmerksamkeit und Energie für einige Zeit binden.

 

Finanzierung der juristischen Doktorarbeit

Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass ihr in der Zeit eurer Promotion – solltet ihr diese nicht neben eurem jetzigen Job verfassen – irgendwie für euer Auskommen werdet sorgen müssen. Dies kann bspw. über ein Stipendium, die wissenschaftliche Mitarbeit an einem Lehrstuhl oder in einer Kanzlei geschehen. Die Mitarbeit an einem Lehrstuhl bietet häufig einige hilfreiche Vorteile, wie ein eigenes Büro in der Universität, einen besonderen Ausleihstatus für Bücher aus der Bibliothek und flexibleren Raum zur Einteilung eurer Arbeit. Dagegen ist die wissenschaftliche Mitarbeit in der freien Wirtschaft wesentlich besser bezahlt und ihr verliert so die Anbindung an die juristische Praxis nicht. Hier gilt es abzuwägen und zu entscheiden, was zu euch besser passt. Auch hier kann eure Motivation euch helfen, die richtige Finanzierungsquelle für die juristische Promotion zu finden.

 

Wie finde ich eine Person, die mich betreut und ein Thema für meine juristische Dissertation?

Selbst wenn ein bestimmtes Thema zu erforschen eure Hauptmotivation darstellt, so werdet ihr nach der Entscheidung zu promovieren gezwungen sein, euer Thema zu konkretisieren. Dabei ist jedoch auch die Wahl der Person, die eure juristische Doktorarbeit betreuen soll, von großer Bedeutung. Wenn ihr euer Thema schon gefunden habt, macht es Sinn, euch auf Lehrstuhlwebsites zu informieren, welche Personen ein Forschungsportfolio haben, das zu eurem Thema passt und mit diesen in Kontakt zu treten.

Seid ihr bezüglich des konkreten Themas noch offen, so kann es helfen, euch mit einer potenziellen Betreuungsperson, die ihr vielleicht noch aus dem Studium kennt, zu treffen und vorher euren Willen eine juristische Dissertation zu schreiben zu bekunden. Zu einem solchen Treffen solltet ihr jedoch nicht unvorbereitet gehen, sondern euch vielmehr zumindest schon einmal grob über einige spezifische Themen informieren, die euch interessieren könnten. Ein Tipp, um Anregungen zu finden sind, unseres Erachtens neben den juristischen Fachzeitschriften vor allen Dingen Tagungsbände und Festschriften. In den dortigen Beiträgen werden häufig neue Problemkreise umrissen, was euch die Chance gibt, viele Anregungen für promotionswürdige Themenfelder zu finden.

Die hier kurz angerissenen drei Fragen stellen nur einen kleinen Ausschnitt der vielen Fragen dar, mit denen ihr euch vor, während und nach einer Promotion im Bereich Rechtswissenschaften beschäftigen werdet. Wir wünschen euch viel Erfolg!

 

Die Autoren

Unsere Literaturempfehlungen zum Thema

Das Buch von Dr. Daria Bayer und Dr. Jan-Robert Schmidt soll Lust darauf machen, sich der Herausforderung einer juristischen Dissertation zu stellen. Es enthält eine Zusammenfassung der Erfahrungen aus Interviews mit 300 Promovierenden von 15 juristischen Fakultäten und gibt praktische Tipps zur erfolgreichen Planung und Durchführung der juristischen Dissertation.

 

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Stand: Juni 2023

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