Bachelor of Laws vs. Jurastudium: Unterschiede, Perspektiven & Literaturtipps
Das Jurastudium ist für angehende Juristinnen und Juristen von entscheidender Bedeutung. Eine Option, die neben dem klassischen Jurastudium vielleicht nur wenigen ein Begriff ist, ist der Bachelor of Laws (LL. B.). Dieser Studiengang unterscheidet sich deutlich von dem traditionellen Jurastudium, das zum Staatsexamen führt. Bevor du deine Entscheidung triffst, ist es wichtig, die Unterschiede und Perspektiven beider Optionen zu kennen.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Bachelor of Laws-Studium und beleuchten die Unterschiede zum klassischen Jurastudium. Wir erörtern auch Vor- und Nachteile des Bachelor of Laws, skizzieren den möglichen beruflichen Werdegang nach dem Abschluss und stellen nützliche Literaturressourcen vor, die angehende Studierende nutzen können.
Bachelor of Laws (LL. B.) im Überblick
Der Bachelor of Laws, kurz LL. B., ist ein akademischer Studiengang, der sich insbesondere an angehende Juristinnen und Juristen richtet. In diesem Abschnitt geben wir dir einen detaillierten Überblick über das Jura-Bachelor-Studium.
Was ist ein Bachelor of Laws (LL. B.)?
Der Bachelor of Laws (LL. B.) ist ein Studium im Bereich Rechtswissenschaften und bietet Jurainteressentinnen und -interessenten eine interdisziplinäre Rechtsausbildung, bei dem neben juristischen, auch wirtschafts-, sozial- und politikwissenschaftliches Know-how vermittelt wird.
Insgesamt erlangen Studierende im Bachelor of Laws ein intensives, juristisches Grundlagenwissen, Wissen über Vertragsgestaltung, Verhandlung, Konfliktlösung, Argumentation und Mediation sowie wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen. Darüber hinaus gleichen sie deutsches Recht mit Europarecht ab, lernen ausländische Rechtsordnungen kennen und lernen den praktischen Umgang mit modernen Informationstechniken. Neben Fremdsprachen gehören zudem soziale Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeit zum Lernumfang eines Bachelor of Laws dazu.
Dauer und Aufbau des Bachelor of Laws
Die Dauer des Bachelor of Laws beträgt in der Regel sechs Semester, was drei Jahren entspricht. Ein wichtiger Unterschied zum Jurastudium ist die kürzere Studiendauer, die es den Absolventinnen und Absolventen ermöglicht, mit dem erlangten Bachelor in Jura schneller in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
Der Aufbau des Bachelor of Laws umfasst typischerweise Kernfächer wie Zivilrecht, Arbeitsrecht, Wirtschaftsrecht, Europarecht und Steuerlehre sowie sogenannte General Studies.
Zugangsvoraussetzungen zum Bachelor of Laws
Für einen Bachelor of Laws solltest du über eine Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife und das Latinum verfügen.
Bei manchen Hochschulen geht es aber auch anders:
- Mit einer fachspezifischen Fortbildung mit Abschluss, z.B. zum staatlich geprüften Bilanzbuchhalter, Fachwirt oder Betriebswirt
- Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mindestens drei Jahren Berufserfahrung
- Mit einer vergleichbaren, im Ausland erworbenen Zugangsberechtigung
Bitte informiere dich bei der Hochschule deiner Wahl nach den Auswahlkriterien.
Zusätzlich kann es erforderlich sein, eine schriftliche Bewerbung einzureichen sowie einen Sprachtest und ein Prüfungsgespräch zu absolvieren.
Wie geht es nach dem Bachelor of Laws weiter?
Nach dem Bachelor of Laws kannst du entweder direkt ins Berufsleben einsteigen (z.B. als Wirtschaftsjurist oder Rechtsberater) oder einen konsekutiven Master of Laws (LL. M.) anhängen. Dieser dauert normalerweise weitere vier Semester. Anschließend kannst du eine Promotion beginnen.
Vorsicht: Den Weg zur Volljuristin bzw. zum Volljurist ebnet dies jedoch nicht – dafür benötigst du das 1. und 2. juristische Staatsexamen sowie ein Referendariat. Der Jura-Bachelor (und übrigens auch nicht die Kombination aus Bachelor und Master) berechtigt dich aber nicht zur Aufnahme eines Referendariats. Das heißt: Wer einen Beruf wie Anwalt oder Richter ausüben möchte, kommt am klassischen Jurastudium mit dem 1. und 2. Staatsexamen sowie dem Referendariat nicht vorbei.
Literaturempfehlungen aus Zivilrecht, Arbeitsrecht und Europarecht
Ein erfolgreiches Rechtswissenschaften-Bachelor-Studium erfordert nicht nur engagierte Arbeit, sondern auch die richtigen Ressourcen und Literatur, um dein juristisches Wissen zu vertiefen. In diesem Abschnitt stellen wir dir unsere besten Empfehlungen aus unterschiedlichen Rechtsgebieten vor, die dir während deines Studiums für den Bachelor in Jura von Nutzen sein können.
Das "klassische" Jurastudium (Staatsexamen)
Das traditionelle Jurastudium, das zum Staatsexamen führt, unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom Bachelor of Laws (LL. B.)-Studium. In diesem Abschnitt beleuchten wir die Merkmale des klassischen Jurastudiums genauer und zeigen die Unterschiede zwischen beiden Studiengängen auf.
Das klassische Jurastudium im Überblick
Das Jurastudium, das zum Staatsexamen führt, ist ein langwieriger und anspruchsvoller Studiengang, der in Deutschland in der Regel mindestens neun Semester dauert.
Hauptziel dieses Studiums ist die Vorbereitung auf die juristische Praxis und die Qualifizierung für das Staatsexamen. Im Idealfall sollten daran ein Referendariat und das zweite Examen angeschlossen werden, welche absolviert werden müssen, um als Volljuristin oder Volljurist arbeiten zu können.
Unterschiede zum Jurastudium Bachelor
In diesem Abschnitt beleuchten wir die Merkmale des klassischen Jurastudiums genauer und zeigen die Unterschiede zwischen beiden Studiengängen auf.
- Studiendauer: Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Studiendauer. Das klassische Jurastudium ist in der Regel länger (etwa neun Semester bis zur ersten juristischen Prüfung, insgesamt ca. sieben Jahre), während der Bachelor of Laws kürzer ist und in der Regel in etwa drei Jahren abgeschlossen werden kann (sechs Semester bis zur Bachelorarbeit).
- Inhalte und Schwerpunkte: Während das Jura-Bachelor-Studium thematisch eher im Wirtschaftsrecht verortet werden kann, ist das traditionelle Jurastudium breiter aufgestellt. Es bietet Einblicke in Rechtsgeschichte und -methodik, vermittelt Kenntnisse in weiteren Rechtsgebieten wie im Straf- und öffentlichen Recht und schult bereits den Blick auf das Prozessrecht. Je nach Ausrichtung der gewählten Universität ist eine Schwerpunktsetzung im betriebswirtschaftlichen, steuerrechtlichen und internationalen Recht möglich.
- Praxisbezug: Der Bachelor of Laws legt einen stärkeren Fokus auf praxisnahe Inhalte und bereitet die Studierenden auf konkrete juristische Tätigkeiten vor. Im klassischen Jurastudium steht oft die theoretische Ausbildung im Vordergrund.
- Abschluss: Im klassischen Jurastudium wartet am Ende des Studiums die erste juristische Prüfung (Staatsexamen), optional lassen sich daran ein Referendariat und das zweite Staatsexamen anhängen. Das Jurastudium Bachelor wird mit der Bachelorarbeit beendet.
- Berufliche Qualifikation: Mit einem abgeschlossenen klassischen Jurastudium und bestandenem ersten und zweiten Staatsexamen sowie einem Referendariat wird einem der Titel als Volljuristin bzw. Volljurist zuteil. Dieser ermöglicht es, in allen (klassischen) juristischen Berufen zu arbeiten, auch als Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter oder Notar. Der Bachelor of Laws dagegen führt nicht zur Qualifikation als Volljuristin oder Volljurist, kann jedoch den Einstieg in juristische Beratung und Vertretung ermöglichen.
- Berufsfelder: Mit dem Jura-Bachelor-Studium kannst du in Unternehmen angestellt werden, bei Vertragsverhandlungen mitwirken, in der Rechtsberatung tätig sein oder als Verwaltungsbeamter arbeiten. Außerdem ist es nach aktueller Rechtslage möglich, in Verfahren ohne Anwaltszwang vor den Amts-, Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichten aufzutreten. So ist es mit einem Bachelor of Laws möglich, klassische außergerichtliche und gerichtliche Rechtsarbeit (in o.g. Rahmen) zu leisten, beispielsweise in Form von Rechtsberatung oder Vertretung vor Gericht.
Vorteile
- Kürzere Studiendauer: Ein deutlicher Vorteil, wenn du einen Bachelor in Jura machst, ist die kürzere Studiendauer im Vergleich zum klassischen Jurastudium. Nach drei Jahren hast du einen berufsqualifizierenden Abschluss.
- Praxisbezug: Der Bachelor Rechtswissenschaften konzentriert sich auf die Grundlagen der Rechtswissenschaften. Außerdem wird der Umgang mit modernen Informationstechniken vermittelt.
- International: Das Bachelor of Laws-Studium ist international ausgerichtet, wobei auch ausländische Rechtssysteme vorgestellt werden.
Nachteile
- Beschränkungen im Berufsfeld: Ein wesentlicher Nachteil ist, dass der Bachelor of Laws nicht die Qualifikation zur Volljuristin oder zum Volljuristen einbringt. Damit sind bestimmte juristische Berufe wie das Richteramt oder die Tätigkeit als Staatsanwalt ausgeschlossen.
- Prüfungen: Beide Jura-Studiengänge sind nicht zu unterschätzen und erfordern viel Motivation und Durchhaltevermögen. Während das klassische Jura-Studium eine sehr intensive Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen erfordert, stehen im Bachelor of Laws regelmäßige Prüfungen und Lernstress auf dem Plan.
- Gehalt: Ein großer Nachteil des Bachelor of Laws ist das geringere Einstiegsgehalt. Zwar lässt sich mit dem Master ein besseres Einkommen verdienen, ganz kommt es aber nicht an das Gehalt eines Volljuristen ran.
Die Entscheidung für einen Bachelor of Laws solltest du sorgfältig abwägen und dabei auch deine individuellen Karriereziele und die rechtlichen Anforderungen in der jeweiligen Region berücksichtigen.
Mögliche Berufsfelder nach dem Bachelor of Laws LL. B.
Wer ein Jura-Bachelor-Studium abgeschlossen hat, verfügt über einen qualifizierten und anerkannten Berufsabschluss. Du kannst damit ins Berufsleben starten und erste praktische Erfahrungen sammeln, zum Beispiel:
- in der Rechtsabteilung oder Personalabteilung größerer Unternehmen
- bei Unternehmensberatungen
- bei Banken, Finanzdienstleistern und Versicherungen
- in Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften
- bei Immobilienunternehmen
- in der öffentlichen Verwaltung
Manche Kanzleien suchen außerdem gezielt nach Bachelorabsolventinnen und -absolventen, um diese mit Arbeiten zu betrauen, die außerhalb der Arbeit von Gerichtsverfahren liegen. Aber auch als Wirtschaftsjuristen können sich Chancen bei Kanzleien ergeben.
Kann man nach einem Bachelor of Laws Notar werden?
Nein, mit einem Bachelor of Laws ist es nicht möglich, Notar zu werden. Auch der Weg als Rechtsanwalt oder Richter ist ausgeschlossen. Was aber möglich ist, sind die Tätigkeit als Rechtsberater oder Wirtschaftsjurist.
Literaturempfehlungen aus Wirtschaftsrecht & Steuerlehre
Fazit
In diesem Artikel haben wir einen umfassenden Einblick in das Bachelor of Laws (LL. B.)-Studium geboten und die Unterschiede zu einem traditionellen Jurastudium aufgezeigt. Das Bachelor of Laws-Studium zeichnet sich durch seine kürzere Studiendauer und den starken Praxisbezug aus, was es zu einer attraktiven Option für angehende Juristinnen und Juristen macht. Es eröffnet vielfältige Berufsmöglichkeiten, beispielsweise als Unternehmensjurist.
Jedoch solltest du die potenziellen Beschränkungen eines Bachelor of Laws beachten, vor allem, wenn du bestimmte juristische Berufe wie das Richteramt oder die Tätigkeit als Notar anstrebst.
Durchdenke die Wahl zwischen einem Bachelor of Laws und einem traditionellen Jurastudium gut und mache die Entscheidung von deinen individuellen Karrierezielen abhängig.
Literatur für Wirtschaftswissenschaften mit Nebenfach Recht
Schlusswort
Die Entscheidung für einen juristischen Studiengang ist von großer Bedeutung für deine berufliche Zukunft. Ob du dich für einen Bachelor of Laws oder ein klassisches Jurastudium entscheidest, hängt von deinen persönlichen Interessen und Zielen ab. Informiere dich frühzeitig über die verschiedenen Studienmöglichkeiten.
Unabhängig von deiner Entscheidung solltest du dich darauf vorbereiten, hart zu arbeiten und dein juristisches Wissen kontinuierlich zu vertiefen. Das Studium des Rechts ist eine anspruchsvolle, aber auch äußerst lohnende Reise, die dich auf eine Vielzahl von Karrierewegen führen kann.
Wir wünschen dir viel Erfolg und Zufriedenheit in deiner juristischen Laufbahn!
Weiterführende Themen
Stand: September 2023